Fossati Schüleroboen im Test

 

Auch Oboenschüler stellen hohe Anforderungen an ein neues Instrument. Wenn die Entscheidung für ein eigenes Instrument gefallen ist, soll dieses meist ein Begleiter für eine lange Zeit werden. Robustheit, eine gute Verarbeitung und natürlich ein schöner Klang sind bei Schüleroboen wichtig.

Wie gut erfüllen die Schüleroboen der Firma Fossati die hohen Anforderungen?

Getestet wurden die beiden Schüler-Modelle Thiery J und Thiery E.


Beide Schüleroboen der Firma Fossati kommen im dazugehörigen GigBag mit der üblichen Ausstattung: Schraubenzieher, Korkfett, 3er Rohretui, Wischer und Microfasertuch liegen dem Instrument bei.

Die Mechanik beider Modelle ist sehr robust gefertigt. Das Metall der Klappen überzeugt durch seine Härte und kann nur schwer verbogen werden. Bei Schüleroboen ist das ein ganz wichtiger Punkt. Die noch wenig erfahrenen Oboenspieler kommen schnell mal etwas unkontrolliert an wichtige Mechanikverbindungen, die dabei leicht verbiegen könnten.

Fossati Thiery E im GigBag
Fossati Thiery E im GigBag

Oben: Thiery E, Unten: Thiery J
Oben: Thiery E, Unten: Thiery J

Auf den ersten Blick scheint die Verarbeitung der Mechanik bei beiden Modellen gleich zu sein. Die Unterschiede der Ausführungen von Trillerklappen und Ähnlichem soll hier zunächst noch nicht betrachtet werden.

Beim einfacher gehaltenen Modell Thiery J ist die Mechanik zum Teil etwas anders geformt als beim Thiery E Modell. Die zweite Oktavklappe geht hier von der Achse direkt zum Tonloch, ohne den üblichen Knick um 90 Grad. Auch die Deckel der Klappen sind einfacher gefertigt und nach vorne hin nicht angeschrägt.


Oben: Model Thiery E, Unten: Model Thiery J
Oben: Model Thiery E, Unten: Model Thiery J

Beim Bewegen der Klappen klappert die Thiery J mehr als die Thiery E. Auffällig ist, dass die Mechanik teilweise zurechtgebogen wurde. So sind nebeneinander laufende Achsen nicht wirklich parallel und einige Deckel sind zu den Tonlöchern hingebogen. Beim Modell Thiery E ist dies nicht der Fall.

Es scheint bereits bei der Herstellung der beiden Schülerinstrumente Unterschiede zu geben. Wahrscheinlich wird die Mechanik der Thiery J in Serie produziert und dann erst an das Instrument angepasst.

Inwieweit die Funktionsweise der Mechanik davon betroffen ist, kann nur schwer vorausgesagt werden. Bei einer späteren Generalüberholung bedeutet dies jedoch für den Instrumentenbauer einen erhöhten Aufwand nicht gerade Klappen und Deckel mit Polstern zu versehen.

 

Modellunterschiede

 

Die Polsterung beider Modelle ist, bis auf die aus Leder gefertigte Tief H- und C-Klappe, ausschließlich aus Kork hergestellt. Das macht die Instrumente sehr langlebig und unempfindlich gegen Wasser in den Tonlöchern.

Die Unterschiede in der Mechanikausführung sind nur minimal. Auf der Internetseite der Firma sind beide Modelle mit allen Trillern beschrieben, was jedoch schlichtweg falsch ist. Die Beschreibung beider Modelle ist identisch und nur ein geübtes Auge kann die Unterschiede feststellen.

 

Thiery J

 

Diese wichtigen Triller und Griffverbindungen sind vorhanden.

 

  • c-d Triller
  • h-cis Triller
  • es-e Trillerverbindung
  • cis-dis Trillerverbindung

Ebenfalls vorhanden sind

  • 3 Oktavklappen
  • linkes F
  • linkes Es
  • zwei Gis-Klappen

Was fehlt:

  • Gillet-Klappe (Bananenklappe für Tief-C-Cis Triller)
  • b-h Trillerklappe (am Spatel an der c-Resonanzklappe)
  • as-b Trillerverbindung (A-Klappe wird durch Gis-Klappe zugehalten)
  • Doppelachse am Becher (Intonationskorrektur für Tief H)
  • gis-Trillerklappe für rechts mit Absenkung der g-Klappe (selbst von Profis kaum genutzt und daher unnötig)
  • Brillenklappe am d-Tonloch zur Intonationskorrektur (nicht unbedingt notwendig)
  • F-Resonanzklappe

 

Preis: 2790€ (Oboe-Shop)

 

Thiery E

 

Diese wichtigen Triller und Griffverbindungen sind vorhanden.

 

  • c-d Triller
  • h-cis Triller
  • es-e Trillerverbindung
  • cis-dis Trillerverbindung
  • Gillet-Klappe (Bananenklappe für Tief-C-Cis Triller)
  • as-b Trillerverbindung (A-Klappe wird durch Gis-Klappe zugehalten)
  • gis-Trillerklappe für rechts mit Absenkung der g-Klappe (selbst von Profis kaum genutzt und daher unnötig)
  • Brillenklappe am d-Tonloch zur Intonationskorrektur (nicht unbedingt notwendig)

Ebenfalls vorhanden sind

  • 3 Oktavklappen
  • linkes F
  • linkes Es
  • zwei Gis-Klappen

Was fehlt:

  • b-h Trillerklappe (am Spatel an der c-Resonanzklappe)
  • Doppelachse am Becher (Intonationskorrektur für Tief H)
  • F-Resonanzklappe

 

Preis: 3679€ (Oboe-Shop)


Mit und ohne Brillenklappe, Oben: Thiery E, Unten: Thiery J
Mit und ohne Brillenklappe, Oben: Thiery E, Unten: Thiery J
Unterschiedliche Trillerklappen, Oben: Thiery E, Unten: Thiery J
Unterschiedliche Trillerklappen, Oben: Thiery E, Unten: Thiery J

Klang und Spielgefühl

 

Im Klang und Spielgefühl sind die beiden Modelle sehr ähnlich. Sie überzeugen mit einer leichten Ansprache und wenig Widerstand. Der Klang ist gut, jedoch manchmal etwas hart und rauschig. Das trifft aber auch auf viele Schüleroboen anderer Hersteller zu.

Die tiefen Töne sprechen gut an. Die Intonation ist, bis auf die dritte Oktave (d³, cis³, es³), sehr gut. Diese Töne waren nur mit Abdecken durch die C-und D-Klappe korrekt zu spielen.

Bei der Thiery E war leider die dritte Oktave nicht gut eingestellt. Gerne hätte ich diesen Makel behoben, allerdings sitzen die Stellschrauben so fest, dass ich ohne die Gefahr die Stellschrauben zu beschädigen keine Korrektur vornehmen konnte.

Feste Stellschrauben sind zwar gerade bei Schülerinstrumenten von Vorteil, da sie dann von den noch jungen Oboisten nicht bedient werden können, jedoch sollten sie mit einem einfachen Schraubendreher durch den Lehrer benutzt werden können.

Bei beiden Modellen waren im Halbloch keine Einsätze, was das Spielen der dritten Oktave ebenfalls erschwert. Das ist bei vielen Instrumenten leider Standard, da die Griffweisen (englisch, deutsch, französisch) in der dritten Oktave etwas unterschiedlich sind. Wünschenswert wäre bei einer Auslieferung nach Deutschland die Mechanik daraufhin abzustimmen.

Alle Klappen sind mit Korkpolster ausgestattet. Nur Tief H und Tief B haben Lederpolster, damit die tiefen Töne etwas gedämpfter klingen.
Alle Klappen sind mit Korkpolster ausgestattet. Nur Tief H und Tief B haben Lederpolster, damit die tiefen Töne etwas gedämpfter klingen.

Fazit:

Beide Modelle von Fossati sind sehr robust und mit den standardmäßigen Korkpolstern sehr langlebig. Der Klang ist gut und die Intonation ausgeglichen. Nur in der dritten Oktave muss die Einstellung der beiden Oboen noch korrigiert werden.

Die Ansprache ist auch in der Tiefe sehr gut und mit wenig Widerstand.

Beide Modelle genügen dem Schüler, jedoch scheint der Unterschied der Modelle nicht nur in der Ausführung der Mechanik zu liegen, sondern auch in der Qualität der Fertigung. Somit sollte bei vorhandener Liquidität der Eltern der Kauf des Thiery E Modells angestrebt werden.

Schade ist, dass beim teureren Modell noch der Spatel für den b-h Triller fehlt. Dann wären nämlich alle Griffkombinationen komplett.

Alles in allem sind die Fossati Schüleroboen für den fortgeschrittenen Schüler zu empfehlen und nach einer kleinen Korrektur beim Instrumentenbauer für jeden leicht zu spielen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Hartmut Feja (Montag, 08 Februar 2021 00:43)

    Anmerkung zu:
    "Was fehlt:
    b-h Trillerklappe (am Spatel an der c-Resonanzklappe)"

    Bei einem Modell mit automatischen Oktavklappen ist ohne diesen Hebel ein erträglicher Ais-H-Triller nicht möglich; anders ist es bei dem hier vorgestellten halbautomatischen Modell Thiery E. Da dieses Instrument mit einer Mechanik für einen As-B-Triller ausgestattet ist, lässt sich auch ein sauberer Ais-H-Triller spielen. Dazu drückt man beim Ais zusätzlich die Gis-Klappe (links) und trillert mit dem linken Mittelfinger. Weil der Deckel dabei unten bleibt, erhält man einen saubereren Triller als auf einer Oboe mit automatischen Oktavklappen.

    Das gilt nicht für das Modell Thiery J, da dieses keinen As-B-Triller hat.

    Dieser von mit beschriebene Triller funktioniert nicht mit vollautomatischen Oktavklappen, weil hier zugunsten des F3 die B-Klappe bei gedrücktem Gis-Heber nicht aufgeht.

    Herzliche Grüße in die Runde der Oboenfreunde