Vorhobelmaschinen im Test

 

Neben der schon seit mehreren Jahren auf dem Markt erhältlichen Vorhobelmaschine von Reeds 'n Stuff hat nun auch die Firma Kunibert Michel ein eigenes Modell entwickelt.

Die Maschinen, zur Vorbehandlung des Holzes vor dem eigentlichen Hobelvorgang, helfen das Messer des Innenhobels zu schonen und verringern zusätzlich den Kraftaufwand.

Oboe Blog hat beide Maschinen getestet und zeigt euch die Unterschiede sowie Vor- und Nachteile.


Beide Maschinen funktionieren im Grundprinzip gleich. Das gedrittelte Holz wird in ein Bett eingelegt und zuerst unter einem flachen Messer hindurch geschoben. Das Prinzip ist bereits durch den einfachen Vorhobel bekannt. Hinzu kommt bei den Vorhobelmaschinen, dass das Holz zusätzlich durch ein Rundmesser läuft, welches die Holzschiene noch einmal entlang ihrer Wölbung schmälert. Beim Innenhobeln benötigt man dann nur ein paar wenige Durchgänge um auf das gewünschte Maß zu kommen.

Vorhobelmaschine Reeds 'n Stuff

Bei der Vorhobelmaschine von Reeds 'n Stuff wird mittels einer Kurbel das gedrittelte Holz durch die Messer geschoben. Hierbei durchläuft die Holzschiene gleich beide Messer. Nach Zurückdrehen der Kurbel wird dann das nächste Stück nachgeschoben.

Die beiden Messer liegen direkt hintereinander und das Holz wird in einem Durchgang bearbeitet.

Erst durch das nächste Stück Holz wird die fertig bearbeitet Schiene herausgedrückt.

Ein Herausziehen mit den Händen ist nicht möglich, weil sie noch nicht komplett durch das Rundmesser geschoben wurde.

Um das letzte Stück Holz dann herauszubekommen, nimmt man einfach eine schon bearbeitete Schiene und schiebt damit das letzte Stück komplett hindurch. Leider ist mir dabei einmal eine Schiene gebrochen. Durch das Durchschieben durch beide Messer in einem Durchgang ist der Druck auf das Holz enorm. Ob das nur ein Einzelfall war oder häufiger passiert kann ich leider nicht sagen.

Vorhobelmaschine Kunibert Michel

Die Vorhobelmaschine von Kunibert Michel arbeitet in zwei Schritten. Durch einen zentral angebrachten Hebel wird ein Schlitten im Hobelbett bewegt, der in beiden Richtungen die Funktion hat das Holz durch ein Messer zu schieben.

Zunächst wird, wie beim einfachen Vorhobel, das Holz auf der rechten Seite unter einem flachen Messer hindurch geschoben.

Danach legt man das Holz direkt auf der anderen Seite in die Schiene und schiebt es durch Zurückführen des Hebels durch das Rundmesser.

Nach dem Durchschieben durch das Rundmesser fällt  die fertige Schiene einfach heraus oder kann ganz leicht mit der Hand herausgezogen werden.


Handhabung

 

 

Von Vorteil bei der Reeds 'n Stuff Maschine ist sicherlich der sehr geringe zeitliche Aufwand. Man kann einfach ein Stück nach dem anderen durch die Maschine schieben. Die Kurbel ist auch sehr leichtgängig, dass es keine Kraftanstrengung braucht. Man kommt in eine richtige Fließbandarbeit hinein, bei der man in geringer Zeit viele Hölzer schafft.

Die Vorhobelmaschine von Kunibert Michel benötigt ein paar Handgriffe mehr. Durch das Umlegen des Holzes hat man aber die volle Kontrolle. Das Holz kann zwischen dem Wegschneiden der Seiten und vor dem Schieben durch das runde Messer noch einmal begutachtet werden und kommt auch danach sehr sauber aus der Maschine. Der Kraftaufwand ist bei der Michelmaschine etwas höher, aber durch den langen Hebel auch sehr gering, so dass man kaum ermüdet.

 

Hobelergebnis

 

Bei beiden Maschinen ist das Hobelergebnis sehr gut. Bei Reeds 'n Stuff ist der Messwert an der dicksten Stelle 1,0mm und bei Kunibert Michel 0,9mm. Einzig bei den zurückbleibenden Spänen sieht man einen kleinen Unterschied. Bei Reeds 'n Stuff ist der Span an der Unterseite etwas rauer, wahrscheinlich ist das Rundmesser nicht ganz so scharf wie bei Michel. Da das Holz aber noch durch den Innenhobel weiter bearbeitet wird, ist das für das Endergebnis nicht von großer Bedeutung.

 

Zubehör, Fixierung und Anleitung

 

Die Reeds 'n Stuff Maschine kommt in einem mit Bild bedruckten Karton. Beiliegend sind auch die passenden Inbusschlüssel und eine Klemme zum Befestigen auf dem Tisch. An der Unterseite der Maschine sind kleine Anti-Rutsch-Noppen, die ein Verrutschen beim Arbeiten verhindern. Leider ist die Klemme an der Unterseite nicht so gut und hat einen deutlichen Ring unter der Tischplatte hinterlassen.

Die gut bebilderte Anleitung ist in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Italienisch) verfasst und erklärt die Handhabung sowie den Messerwechsel und Umbau.

Die Maschine von Kunibert Michel kommt wie bei Michel gewohnt mit Luftpolsterfolie umwickelt und mit viel Klebeband fixiert. -Update- Mittlerweile gibt es bei den neuen Lieferungen aber auch schon einen passenden Karton. Im Lieferumfang sind auch hier zwei Klemmen, die in die Löcher der Grundplatte geschoben werden. Schön sind hier die Schutzkappen für die Unterseite der Tischplatte und die mitgelieferte Anti-Rutsch-Matte, die ein Fixieren auch an einem etwas edleren Tisch ohne Beschädigungen möglich macht.

Eine Anleitung gibt es leider keine.


Messertausch und Umbau

 

Bei beiden Maschinen kann nach einiger Zeit das Rundmesser gedreht werden, wenn es nicht mehr scharf sein sollte. Bei Reeds 'n Stuff muss dafür die Abdeckung abgeschraubt oder gelockert, und dann die kleine Fixierschraube gelöst werden. Danach kann man das Rundmesser bewegen und ein Stück weiter drehen oder ganz austauschen.

Bei der Maschine von Kunibert Michel ist dies wesentlich einfacher. Hier gibt es nur ein Rad, das mit der Hand gelöst wird und das Rundmesser kann einfach gedreht oder herausgenommen werden. Für das flache Messer reicht ein einfacher Schraubenzieher. Ein Umbau zu anderen Bettdurchmessern, um Hölzer für das Englischhorn zu fertigen, ist bei Michel nicht vorgesehen. Auch gibt es die Maschine zur Zeit nur für die Oboe, allerdings passen Hölzer von 9,5 -11 mm Durchmesser problemlos hindurch.

Reeds 'n Stuff gibt sowohl durch die beigelegten Inbusschlüssel als auch durch die Anleitungen Hinweise, dass der Vorhobel verändert werden kann. Durch Nachkauf eines anderen Hobelbetts und Messers kann die Maschine für Englischhorn umgebaut werden.


 

Zusammenfassung und Fazit

 

Beide Maschinen liefern ein sehr gutes Ergebnis und sind leicht und ohne große Kraftanstrengung zu bedienen. Die Maschine von Kunibert Michel sticht durch ihre Einfachheit hervor. Für Oboisten, die nicht groß Veränderungen am Vorhobel vornehmen wollen und die einen sehr leichten Messertausch bevorzugen bietet sich diese Maschine an.

Möchte man die Vorhobelmaschine auch für das Englischhorn nutzen, dann findet man bei Reeds 'n Stuff das passende Modell. Allerdings benötigt man dazu noch ein weiteres Hobelbett, ein anderes Messer und ein wenig Geschick. Auch der Messertausch und das Weiterdrehen des Messers sind nicht ganz einfach.

Preislich nehmen sich beide Vorhobelmaschinen nicht viel. Nur das Ersatzmesser ist bei Reeds 'n Stuff mehr als doppelt so teuer!

 

Vorhobelmaschine Kunibert Michel       749,- € (Stand: 2017) Ersatzmesser: 55,90€

 

Vorhobelmaschine Reeds 'n Stuff         739,- € (Stand: 2017) Ersatzmesser: 120,- €

 

 

Vorführvideos vom Hersteller:


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Kommentare: 5
  • #1

    Mika G (Montag, 21 August 2017 18:58)

    Ich hatte auch mal eine Reeds n Stuff Vorhobelmaschine.Wenn das Messer mal 50Stk runter hatte, passiert das Hochbiegen, was man auf dem einen Foto sieht andauernd.

    Die Hölzer brechen dann, insbesondere wenn ein weiches einem hartem folgt.

    Hab das Ding irgendwann verkauft, weil ich zu genervt war.

    Mika

  • #2

    Bernd Schulz (Dienstag, 22 August 2017 22:59)

    Ich arbeite schon seit etlichen Jahren mit zwei Vorhobelmaschinen von Reeds 'n Stuff und kann mich meinem Vorredner nicht anschließen. Zuletzt habe ich ohne Drehung des Rundmessers eine vierstellige (!) Anzahl von Hölzern durch das Gerät gejagt, ohne auf nennenswerte Probleme (ab und an bricht mal ein Holz, aber das kommt vergleichsweise selten vor) zu stoßen. Allerdings drücke ich das jeweilige Holz mit dem Daumen der linken Hand während der Hobelvorgang immer nach etwas unten, da es ansonsten häufiger zu Schwierigkeiten kommt. Man gewöhnt sich aber sehr schnell an die Mitarbeit des Daumens.

    "Um das letzte Stück Holz dann herauszubekommen, nimmt man einfach eine schon bearbeitete Schiene und schiebt damit das letzte Stück komplett hindurch. Leider ist mir dabei einmal eine Schiene gebrochen."

    Man sollte nie zu einer schon bearbeiteten Schiene aus gutem Material greifen, um das letzte Stück Holz herauszubekommen. Die Bruchgefahr ist meiner Erfahrung nach ziemlich hoch. Ich lasse das letzte Stück Holz normalerweise einfach in der Maschine, die bei mir nicht groß auf Reisen geht, stecken.

    Ich klemme das Gerät übrigens nicht am Tisch (oder in meinem Fall an der Fensterbank) an, sondern komme auch ohne Klemme gut zurecht.

    Viele Grüße

    Bernd

  • #3

    David Werner (Dienstag, 22 August 2017 23:03)

    Vielen Dank für die Erfahrungsberichte. Ich konnte die Maschinen ja nur kurzfristig testen.

  • #4

    Mika (Montag, 28 August 2017 17:04)

    Hallo Herr Schulz,

    mir war das irgendwann zu nervig immer das Holz mit dem Finger runter zu drücken.

    Hatten Sie nie das Problem, daß sich die Hölzer derart unter den beiden Messern verklemmen, daß man das Rundmesser (also den "Träger) mit den Inbusschrauben lösen muß, um das Geknäul dann zu entfernen?

    @Oboe-Blog: Coole Webseite, weiter so.

  • #5

    Bernd Schulz (Montag, 28 August 2017 22:31)

    Das Problem, dass sich ein Holz verklemmt, so dass man die Schrauben lösen muss, habe ich ab und an, aber es tritt vergleichsweise selten auf. Der dadurch verursachte Leidensdruck ist jedenfalls nicht besonders groß - deswegen muss ich mir jetzt nicht unbedingt den Vorhobel von Michel (den ich leider noch nicht testen konnte) kaufen.

    Zum Vorhobeln verwende ich außerdem einen elektrischen Innenhobel von Hipper. Damit geht es noch schneller; allerdings landen die Hobelspäne nicht komplett im angeschlossenen Staubsauger, weshalb ich hinterher zusätzlich Arbeit mit dem Saubermachen des Fußbodens habe....

    Viele Grüße

    Bernd Schulz