Wischervergleich

 

Durchziehwischer, Stabwischer oder doch die Gänsefeder? Die Anzahl der Wischer für die Oboe ist groß. Aber was sind die Besten und worauf sollte man achten? Oboe-Blog hat für euch die unterschiedlichen Modelle getestet und Vor- und Nachteile herausgearbeitet.


Die Wischer für die Oboe unterscheiden sich grundsätzlich in Durchziehwischer und Stabwischer. Die Durchziehwischer bestehen aus einem Faden mit Gewicht und einem Tuch, welches man in den Korpus der Oboe hineinzieht. Der Stabwischer hingegen ist, wie der Name schon sagt, ein Stab umhüllt mit einem wasseraufnehmenden Material. Bei den Durchziehwischern wurden Modelle der Firma Kölbl, Marigaux und Reka getestet. Unterschiedliche Materialien und einteilige oder zweiteilige Modelle machen hier die Auswahl schwierig. Bei den Stabwischern ist die Auswahl nicht allzu groß. Zu dem seit Jahren bekannten Modell aus gedrehten Metall und unterschiedlichen Fäden kam in den letzten Jahren eine Variante aus Japan hinzu.

einteiliger Durchziehwischer aus Mikrofaser
einteiliger Durchziehwischer aus Mikrofaser

Kölbl - einteilig, Mikrofaser, ohne Rückholschnur

Beginnen wir mit einem Modell, welches man häufig bei Oboisten sieht. Der einteilige Durchziehwischer von Kölbl. Diesen bekommt man oft auch mit Aufschriften von Instrumentenbauern zu Werbezwecken.

Der Wischer besteht aus einer Schnur mit einem Gewicht am Ende, die mit dem Tuch fest vernäht ist. Die Naht ist sehr stabil gefertigt, dass das Tuch auch nach längerem Gebrauch nicht abreißen kann. Auch die Ränder des Mikrofasertuches sind mit einer Naht umgeben, damit dieses nicht ausfranst.

Die Stabilität dieser Nähte bringt leider auch einen entscheidenden Nachteil mit sich, der bei den meisten Durchziehwischern zu finden ist. Beim Durchziehen durch die Oboe reiben die Nähte an der Innenbohrung. Zwar sind die Nähte nicht allzu hart und werden auch mit der Zeit etwas weicher, dennoch wischen wir unser Oboe hunderte Male aus. Im Laufe der Jahre kann die Innenbohrung leider zerkratzen.

Achtet man beim Wischen der Oboe darauf, spürt und hört man gerade bei neuen Wischern das leichte Reiben am Korpus.

Die Wasseraufnahme des Mikrofasertuches ist sehr gut. Der auf das Tuch gegebene Wassertropfen zieht sofort in das Tuch ein und verteilt sich großflächig.

Beim getesteten Modell war leider keine Rückholschnur dabei. Wischt man hier die Oboe im Gesamten aus und zieht man den Wischer zu weit, kann man das Tuch unten nicht mehr greifen. Werden das Ober- und Unterstück separat gereinigt, kann man es beim Oberstück zurück- und beim Unterstück komplett hindurch ziehen. Somit sollte man beim einteiligen Modell immer darauf achten, dass eine Rückholschnur vorhanden ist.


Marigaux - einteilig, Stoff, mit Rückholschnur

 

Die Variante von Marigaux besitzt eine Rückholschnur, die durchgehend durchs ganze Tuch mit dem Stoff vernäht ist. Auch hier sind die Ränder des relativ großen Tuchs gegen das Ausfransen rundum mit einer Naht versehen. Diese ist zudem sehr weich und Marigaux wirbt damit und verspicht eine Schonung der Innenbohrung. Für den Stoff und die Seitennaht stimmt das. Leider ist aber die Mittelnaht sehr groß und durchzieht das gesamte Tuch. Auch hier spürt man wieder ein Reiben der Nähte am Korpus. Hätte Marigaux hier nur eine kleine Naht am Anfang und am Ende gewählt wäre die Reibung minimal, denn das Tuch gleitet sehr gut durch die Oboe. Das Auswischen der Oboe im Gesamten als auch der einzelnen Teile funktioniert hier sehr gut und die Rückholschnur ist lang genug um den Wischer immer wieder zurückzuziehen.

Die Wasseraufnahme des Stoffes ist nicht ganz so gut wie bei Mikrofaser. Es bildet sich ein Tropfen auf der Oberfläche, der jedoch bald verschwindet. Von Nachteil ist dies aber kaum, da der Wischer durch die Oboe gezogen wird und dadurch die Oberflächenspannung des Wassers zerstört wird. Das Wasser hat außerdem genug Zeit um einzuziehen.

 

Der Wassertropfen benötigt etwas Zeit um in das Tuch einzuziehen.
Der Wassertropfen benötigt etwas Zeit um in das Tuch einzuziehen.

Der Wischer aus Seide lässt sich wesentlich weiter in die Oboe ziehen.
Der Wischer aus Seide lässt sich wesentlich weiter in die Oboe ziehen.
Der Wischer für das untere Stück hat leider keine Rückholschnur und muss komplett hindurch gezogen werden.
Der Wischer für das untere Stück hat leider keine Rückholschnur und muss komplett hindurch gezogen werden.

Kölbl, einteilig, Seide, mit Rückholschnur

 

Der Durchziehwischer aus Seide der Firma Kölbl, in der einteiligen Variante, funktioniert genauso wie die aus Mikrofaser. Er gleitet nur noch etwas besser durch die Oboe. Da Seide sehr viel dünner ist als Stoff oder Mikrofaser, lässt sich der Wischer auch viel weiter hineinziehen. Hier ist eine Rückholschnur unabdingbar und eigentlich immer mit dabei. Die Naht am Tuch muss aber im Gegensatz zum Mikrofasertuch etwas dicker ausfallen, damit die dünne Seide nicht zerreißt. Auch wenn die Seide viel besser durch die Oboe gleitet, bleibt hier wieder das Problem der Nähte.

 

Kölbl, zweiteilig, Mikrofaser oder Seide,
mit Rückholschnur

 

Die zweiteilige Variante von Kölbl besitzt ein schmales und ein breites Tuch. Der schmale Wischer für das Oberstück besitzt eine Rückholschnur und sollte obwohl es zum Teil möglich ist, nicht komplett hindurch gezogen werden. Allzu leicht übersieht man einen kleinen Knoten und beschädigt damit das Innere der Oboe.

Der breitere Wischer für das Unterstück besitzt keine Rückholschnur, da hier ein komplettes Durchziehen vorgesehen ist. Trotzdem sollte man dies vermeiden, denn auch hier übersieht man viel zu schnell einen Knoten. Wenn der Wischer dann festsitzt, sollte man zum Instrumentenbauer. Also Vorsicht!


Reka - einteilig, Baumwolle, mit Rückholschnur

 

Die Firma Reka hat zum Einführen in die Oboe anstatt eines Gewichts einen Fiberglasstab gewählt. Damit fällt das Einführen sehr leicht.

Das gewählte Tuch besteht aus Baumwolle, welches mittels Kleber am Faden befestigt ist. Reibende Nähte entfallen somit, jedoch ist der ausgehärtete Kleber auch nicht unbedingt weich.

Wasser nimmt das Baumwolltuch sehr schnell auf und es gleitet auch gut durch die Oboe. Allerdings fällt sehr schnell auf, dass der Wischer beim Oberstück gar nicht weit genug in die Oboe geht. Man bekommt ihn gerade einmal 14 cm weit in das Oberstück hinein und erreicht damit nicht die Oktavklappen. Gerade dort haben wir Oboisten aber meist das größte Kondenswasserproblem und wollen die Feuchtigkeit wegbekommen.

Mit der Zeit wird durch die Abnutzung der Wischer zwar immer weiter in die Oboe hineingehen, doch bis dahin kann sie nicht komplett ausgewischt werden.

 


Der klassische Stabwischer - oftmals schnell verbogen
Der klassische Stabwischer - oftmals schnell verbogen
Die feinen Haare des Wischers lösen sich mit der Zeit und landen dann in den Tonlöchern.
Die feinen Haare des Wischers lösen sich mit der Zeit und landen dann in den Tonlöchern.

Stabwischer - alte und neue Modelle

 

Der Stabwischer ist die älteste Methode der Wischer. Die meisten kennen ihn noch aus dem Blockflötenunterricht. Das verbogene Metallding mit einem fusseligen Etwas vorne dran, welches immer am Rand gekratzt hat und manchmal sogar unangenehm roch. Dass wir solche Wischer nicht für unsere Oboe verwenden, ist jedem klar.

Dennoch gibt es Stabwischer der neuen Generation die sich wachsender Beliebtheit erfreuen. Denn der größte Vorteil ist, dass man im Orchester schnell Kondenswasser entfernen kann ohne das Oboenrohr abzunehmen. Sowohl im Ober- als auch im Unterstück kann ganz schnell der Wischer angewandt werden, um kurz darauf wieder weiter zu spielen.

Die neuen Modelle bestehen zudem aus einem Holzstab, der nicht verbiegt und somit nicht am Korpus kratzt. Auch die Fasern bestehen nicht mehr aus fusseligen Fäden, sondern aus Mikrofaser oder Seide.

Leider sollen auch diese nicht komplett fusselfrei sein, da sich ab und zu immer wieder Fäden lösen. Instrumentenbauer sehen dies bei der Generalüberholung, wenn die Tonlöcher sich mit den Fasern zugesetzt haben.

 


Stabwischer - japanisches Modell

 

Der Stabwischer aus Japan verfolgt einen anderen Ansatz. Hier ist ein Tuch mit Garn um einen Holzstab gewickelt. Auch am unteren Ende ist der Stab komplett verkleidet und kann daher die Oboe nicht beschädigen. Es berührt ausschließlich der Stoff das Instrument und schont somit die Bohrung optimal.

Die Wasseraufnahme des Materials ist nicht ganz so gut wie bei den Standard-Stabwischern, aber beim Durchschieben wird die Feuchtigkeit gut auf die gesamte Oberfläche verteilt und aus der Bohrung entfernt.

Leider sieht man bei genauem Hinsehen aber auch hier, dass sich Fussel vom Material lösen. Diese können sich im Laufe der Zeit in den Tonlöchern der Oboe ansammeln.

Praktisch ist aber auf jeden Fall, dass man sehr schnell und schonend im Orchester das Kondenswasser entfernen kann. Der Wischer ist auch so gebaut, dass er die Innenbohrung komplett ausfüllt.

 


Fazit

 

Den optimalen Wischer für die Oboe gibt es leider nicht. Jedes Modell hat Vor- und Nachteile. Bei den Durchziehwischern sollte man unbedingt darauf achten, dass eine Rückholschnur angebracht ist. Auch bei der zweiteiligen Variante sollte diese beim breiteren Tuch für das Unterstück vorhanden sein, um ein Steckenbleiben zu verhindern. Ob ein- oder zweiteilig ist hierbei Geschmacksache, wenn der Wischer komplett von oben bis unten die Bohrung erreicht. Die Nähte der Durchziehwischer sind leider allzu oft etwas hart und man sollte sie somit vorsichtig durch die Oboe ziehen.

Obwohl die Materialien unterschiedlich viel und schnell Wasser aufnehmen, spielt dieser Faktor eine weniger große Rolle. Wichtig ist nur, dass Tropfen aus den Tonlöchern aufgesaugt werden können und die grobe Feuchtigkeit aus dem Instrument gewischt wird. Viele Oboisten und Instrumentenbauer sind sogar der Meinung, dass eine zu hohe Austrocknung des Holzes zu Rissen führt und benutzen deshalb eine Gänse- oder Fasanenfeder. Wichtig dabei ist, dass die Tonlöcher ausgeblasen werden, damit sich hier keine Staunässe bilden kann. Denn die Federn sind durch das natürliche Fett des Gefieders wasserabweisend und nehmen nur wenig Wasser auf.

Viel wichtiger in der Materialfrage ist die Gleitfähigkeit und wie stark es am Korpus reibt. Seide ist hier zwar am Gleitfähigsten, jedoch sind hier die Nähte dicker. Mikrofaser und Stoff nehmen mehr Feuchtigkeit auf, sind aber dafür dicker.

Die Stabwischer sind optimal für einen schnellen Einsatz im Orchester. Ohne das Rohr abzunehmen kann man schnell Kondenswasser aus der Bohrung und den Tonlöchern entfernen. Nachteil hier sind allerdings die kleinen sich oft lösenden Fäden, die irgendwann in den Tonlöchern landen. Für Profis ist das oft weniger relevant, da die Instrumente oft jährlich durchgecheckt werden und dabei auch die Tonlöcher gereinigt werden. Nach jahrelangem Gebrauch eines Stabwischer sieht man jedoch oft sehr verschmutzte Tonlöcher.

Die Japanische Variante hat den Vorteil, dass die Oboe optimal geschont wird, da das Holz nur mit dem Stoff berührt wird. Aber auch dieses Modell ist leider nicht fusselfrei.

 

Da es den optimalen Wischer aus meiner Sicht für die Oboe derzeit noch nicht gibt, habe ich mich für eine Kombination aus einem einteiligen Durchziehwischer und dem japanischen Stabwischer für den schnellen Einsatz im Orchester entschieden.

 

Alle Wischer aus dem Test sind bei Oboe-Shop oder bei Marigaux erhältlich. Ein großer Dank geht an Heiko Frosch für das zur Verfügung stellen der unterschiedlichen Modelle.

 

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